Im politischen Spektakel erscheinen die Canarios gar nicht so weltoffen und besonnen. Immerhin seit 1993 stellen die Nationalisten der CC die Präsidenten. Auf Teneriffa regieren mehrheitlich PP und PSOE die Kommunen. Bei Gesprächen mit Freunden höre eigentlich nur Geschimpfe über alle Politiker und Parteien.
Als Zuhörer ist es überhaupt nicht möglich, sich ein Bild zu machen.
Wer hat da mehr Durchblick?
Die Politik auf Teneriffa ist ein Zirkus im wahrsten Sinne des Wortes. Canarios sind erschreckend wenig politikgebildet und wählen aus dem Bauch heraus. Mit entsprechendem Frust an der Wahlurne kommt es bei Kommunalwahlen oft vor, dass die Parteien jeweils hin- und her wechseln.
Inhalte und Programmatik scheinen Nebensache. Bei den jeweils Anderswählenden herrschen Vorbehalte, wie, dass die PSOE dreckige Kommunisten seien und die PP ein Haufen idiotischer Franquisten. Die CC ist eine nationalistische Partei, die im Wahlkampf mit unausgegorenen Forderungen und Vorschlägen für quasi mehr Autonomie der Inseln kämpft, jedoch unter Beibehaltung aller Zuwendungen von außen. Was bei vielen Canarios während der Wahlen auf Zustimmung trifft, trägt in der politischen Realität freilich wenig Früchte, weil natürlich kommt das meiste Geld aus Madrid und Brüssel.
Leider ist es überall so, dass die meisten Menschen immer das wählen, was sie immer gewählt haben. Immerhin können sie das jetzt. Das Volk hat es selbst in der Hand. Wer etwas älter ist, kennt Spanien noch aus ganz anderen Zeiten. Da ist der Politikzirkus jetzt harmlos.
VOX erlebt enorme Zuwächse. Im Oktober 2018 lagen sie noch bei 5%. Davor spielten solche Strömungen keine wahrnehmbare Rolle bzw. wurden von der konservativen Partido Popular mit abgedeckt. Der immer radikaleren Stimmung werden sie offenbar nicht mehr gerecht. Nun haben sie es schon ins spanische Parlament geschafft. In der kanarischen Provinz mit 6,5% der Stimmen bei einer Wahlbeteiligung von 68 %. Der Landkreis Adeje hat mit knapp 9% den höchsten Anteil VOX-Wähler auf Teneriffa.
Mich besorgt die politische Radikalisierung sehr und ich beobachte die Entwicklung auch ganz genau. Die meist unpolitischen Canarios sind leider leichte Beute für populistischen Phrasen, Hetze und Desinformationen.
Eine Partei die offensichtlich völlig legal ist, soll in ihrer freien Meinungsäußerung unterdrückt und behindert werden, nur weil diese nicht ins Meinungsbild des Gesinnungsterrors passt.
Du verstehst die Begriffe nicht, mit denen du hantierst. Meinungsfreiheit bedeutet nämlich nicht, dass Meinungen unwidersprochen bleiben, sondern dass man diesen widersprechen darf, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen. Das solltest du so oft lesen, bis du es wirklich verstanden hast.
Ob eine Partei in einem demokratischen System zugelassen ist, sagt außerdem nichts über deren Ungefährlichkeit aus. Die rechtsextreme VOX ist eine echte Gefahr für die fragile spanische Demokratie. Sie beanspruchen die demokratische Freiheit, die sie anderen nicht zugestehen. Diese Neo-Faschisten würden die Demokratie am Liebsten so schnell wie möglich abschaffen, wenn sie sie an der Macht wären.
Die Kanaren sind nicht mehr anders als der Rest des Landes. Die rechtsextreme VOX bekommt nun erstmals Sitze in der Kanarischen Regierung. Und dies, obwohl sie auf dem Archipel kaum Wahlkampf betrieben hat.
Ohne die CC wäre der Anteil wohlmöglich noch höher, denn viele aus dem Lager der gemäßigten Nationalisten wählen im Zweifel halt die. Die immer weiter auseinanderklaffende Schere, zwischen Tourismusboom auf der einen und Armut auf der anderen Seite, fördert nationalistische Tendenzen in der Politik.
Wenn man die Popular hier zu den rechten Parteien zählt (was sie zweifellos ist!), dann komme ich zusammen mit VOX, CC und SALF auf fast 58%, die Neo-Faschisten oder Rechtsnationalisten gewählt haben.
Für Alle, die sich mit der Einordnung der jeweiligen Parteien schwer tun, hier ein kleiner Beitrag von "Die Presse", anhand der gesamtspanischen Wahlergebnisse:
Das alles bei einer Wahlbeteiligung von 40 %. Also haben die Mehrheit der Canarios nicht gewählt. Die EU (und damit einer der Hauptgeldgeber für die großen Projekte) geht den Canarios wohl am Arsch vorbei? Ein größeres Desinteresse für die eigenen Belange und den demokratischen Prozess kann man kaum zeigen.
Woran liegt das? Das Bildungsniveau? Das Lohnniveau? Die mangelnde Kenntnis oder mangelndes Interesse an staatlichen Regelungen? Ein Fatalismus aus Frankos Zeiten, staatliche Entscheidungen nicht ändern zu können? Bin mal gespannt wie ihr das seht.
Die Wahlbeteiligung lag auf den gesamten Kanaren auch nur bei mageren 40,7 Prozent und auf Lanzarote und Fuerteventura sogar nur knapp über 30 Prozent.
Die Nationalisten der CC einigten sich mit den Ultrarechten der Vox auf Verdrängung der Sozialisten der PSOE aus dem Bürgermeisteramt von Granadilla. Ähnliches sei auch für Arico und Güímar geplant.
Das wäre zumindest auf Teneriffa ein Dammbruch, der bisher stets vermieden wurde. Ähnliches geschah bereits 2023 in Teguise, einer Gemeinde im Norden Lanzarotes, die vom jetzigen Inselpräsidenten Oswaldo Betancourt der CC regiert wird und in der die Nationalisten und die PP die Unterstützung des einzigen Vox-Ratsmitglieds, Ginés González, brauchten, um eine absolute Mehrheit zu erreichen.
Lesezeichen