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Thema: Stromversorgung und Energiewende auf Teneriffa

  1. #1
    Avatar von Rainer
    57 Jahre alt
    1.938 Beiträge seit 11/2010
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    Stromversorgung und Energiewende auf Teneriffa

    Teneriffa hat die allerbesten Voraussetzungen zur Gewinnung von Energie aus Wind, Sonne und Wellen. Sehr verschwenderisch und schade, dass das Potenzial bislang nur wenig genutzt wird und die Hauptquelle immer noch Öl- und Gaskraftwerke darstellen. Der Anteil an erneuerbaren Energiequellen steigt nur langsam. Vermutlich sind die hiesigen Energiepreise schlicht zu niedrig.

    Ich hoffe doch stark, hier folgen demnächst entsprechende Investitionen. Ich schätze, das wird in Zukunft auch ein wichtiges Prädikat sein für umweltfreundlichen Tourismus.

  2. Nach oben    #2
    Avatar von Platano
    aus Teneriffa
    2.161 Beiträge seit 07/2013
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    217
    Zur Zeit wird die Elektrizität auf Teneriffa noch zu 90% durch die Verbrennung von Erdöl erzeugt. Der Rest aus Windkraft und Photovoltaik. Jetzt haben das kanarische Technologische Institut ITC und ein norwegisches Geothermie-Unternehmen eine Übereinkunft getroffen um noch vor 2020 umweltfreundlichen Strom aus Geothermie zu erzeugen.


  3. Nach oben    #3
    Avatar von Kanarienvogel
    63 Jahre alt
    aus Baden-Württemberg
    279 Beiträge seit 05/2013
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    81
    Ich habe vier Jahre meines Lebens im Energiebereich auf der Insel gearbeitet. Die Voraussetzungen auf Teneriffa wären ideal. Im Süden Deutschlands rechnen sich Fotovoltaik-Anlagen bei nur 900 Sonnenstunden/Jahr. Auf Teneriffa haben wir in den schlechtesten Lagen 1350 h/a, in guten bis zu 2000. Wind ist ausreichend und stetig genug nur an drei Standorten auf der Insel verfügbar: Arico, Granadilla und Buenavista. Die entsprechenden Zonen sind leicht an den dort schon seit vielen Jahren arbeitenden Windrädern zu erkennen. Besonders effiziente Thermosolar-Kollektoren sind hier schnell überfordert, weshalb die Warmwasserbereitung mit Sonnenenergie schon mit preiswerter Technik wirtschaftlich sinnvoll ist.

    Das Hindernis ist der günstige Strompreis von gerade 15 Cent / kWh. Trotzdem sollte ein konsequenter Ausbau der regenerativen Energien auf Teneriffa stattfinden. Aber es fehlt der politische Wille und die Erzeuger der konventionellen Energie befürchten Umsatzrückgänge. Die Bürokratie tut ihr Übriges. Von der ersten Inaugenscheinnahme einer möglichen PV-Anlage bis zu ihrer Inbetriebnahme vergehen bei Kleinanlagen unter 10 kWp in Spanien durchschnittlich 80 Wochen. Auf den Kanaren eher sogar länger.

  4. Nach oben    #4
    Avatar von Platano
    aus Teneriffa
    2.161 Beiträge seit 07/2013
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    217
    Jetzt ist nur zu hoffen, das es wenigstens mit der Geothermie vorwärts geht.

  5. Nach oben    #5
    Avatar von Kanarienvogel
    63 Jahre alt
    aus Baden-Württemberg
    279 Beiträge seit 05/2013
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    81
    Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen ...

  6. Nach oben    #6
    Avatar von tffriends
    39 Jahre alt
    aus Santa Cruz
    238 Beiträge seit 04/2013
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    33

    Stromausfall auf Teneriffa 29.09.2019

    Seit einigen Minuten herrscht offenbar ein inselweiter Stromausfall. Eine Bekannte, die in Las Galetillas arbeitet, schrieb per WhatsApp, dass es einen lauten Knall gab, der wie eine Explosion im dortigen Kraftwerk klang. Mehr ist zur Zeit noch nicht zu erfahren.

  7. Nach oben    #7
    Avatar von Rainer
    57 Jahre alt
    1.938 Beiträge seit 11/2010
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    815
    Ich war gerade auf Toilette, als es plötzlich dunkel wurde. Zum Glück kochte das Restaurant mit Gas und mein bestelltes Essen ist gekommen. Der Hiperdino um die Ecke und der Mobilfunkmast läuft mit Notstrom weiter. Alle anderen Geschäfte sind dunkel. Laut Regierung wird der Stromausfall für fast ganz Teneriffa bestätigt.

    https://x.com/CabildoTenerife/status...89610508017670

    Die Ursache sei bislang unklar aber man geht von einem schwerwiegenden Schaden aus, der aktuell noch untersucht wird. Die Krankenhäuser sowie Flughafen laufen reibungslos weiter und der Straßenverkehr sei auch unbeeinträchtigt. Es gäbe in Fahrstühlen und Garagen eingesperrte Personen aber bislang keine Informationen über Verletze in Folge des Stromausfalls.

    Den letzten Stromausfall dieser Art auf Teneriffa hat es 2010 gegeben.

  8. Nach oben    #8
    Avatar von Rainer
    57 Jahre alt
    1.938 Beiträge seit 11/2010
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    815
    Seit 20 Uhr hat der Großteil wieder Strom. Die Ursache des Stromausfalls soll wohl vom Hochspannungsbereich des Kraftwerks von Granadilla ausgegangen sein, wo ein Fehler auftrat.

    Ich war den ganzen Tag auf der halben Insel unterwegs und staunte nicht schlecht über das durchgängig funktionierende Mobilfunknetz, unterbrechungsfreie Wasserversorgung und viele offene Tankstellen und etliche Supermärkte mit Notstromversorgung. Sogar im Altenheim brannte durchgehend Licht. Mein Kühlschrank hatte auch noch 11°C und somit ist mir kein Schaden entstanden.

    Schöne Zeitraffer des Moments der Wiederherstellung der Stromversorgung...

    https://x.com/freakyman/status/1178747988962877440

  9. Nach oben    #9
    Avatar von Bienchen
    aus Puerto de la Cruz
    17 Beiträge seit 08/2018
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    10
    Und ich hatte einen schönen Abend mit den Nachbarn. Zuerst mal Kerzen gegen 18.00 verteilt und dann waren alle draußen. Gegenseitiges Kopflampengeblende wechselte mit Gelächter und dem anstoßen mit einem Wein. Natürlich alles Spanier. Ohne Handy geht vieles! Irgendjemand schoss dann noch ein paar Feuerwerksraketen ab. Und weil keiner ein Radio hatte, wurde selbst gesungen.

    War eine nette Erfahrung!

  10. Nach oben    #10
    Avatar von monweva
    aus Walsrode/Puerto de la Cruz
    39 Beiträge seit 06/2012
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    2
    Hilfe, was war denn mit den Leuten, die gerade im Fahrstuhl standen?

  11. Nach oben    #11
    Avatar von Rainer
    57 Jahre alt
    1.938 Beiträge seit 11/2010
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    815
    Zitat Zitat von monweva Beitrag anzeigen
    Hilfe, was war denn mit den Leuten, die gerade im Fahrstuhl standen?
    Die waren in angemessener Zeit befreit. Dafür gibt es Vorschriften, Vorkehrungen und entsprechende Übungen. Wir sind hier zwar in Afrika aber auch hierzulande gewährleisten die EU-weiten gesetzlichen Vorschriften zum Betrieb von Aufzügen in Mehrfamilienhäusern und öffentlichen Gebäuden eine Befreiung eingeschlossener Personen. Verantwortlich sind eingewiesene Personen wie Hausmeister, beauftragte Service-Unternehmen und in schwerwiegenden Fällen auch die Feuerwehr. Sämtliche Aufzüge haben einen Rettungsplan und entsprechende Kurbeln oder Entriegelungswerkzeuge für solche Havarien. Auch Garagentore haben meist eine für jedermann zu bedienende Entriegelung zum manuellen Öffnen.

  12. Nach oben    #12
    Avatar von ThomasHerzog
    60 Jahre alt
    aus El Sauzal + Hanau
    234 Beiträge seit 12/2015
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    124
    Ja, erstaunlich gut, wie das Notfallmanagement bei einem derartig großen Stromausfall funktioniert hat.

  13. Nach oben    #13
    Avatar von Rainer
    57 Jahre alt
    1.938 Beiträge seit 11/2010
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    815

    Inselweiter Stromausfall am 15.07.2020

    Heute erneut inselweiter Stromausfall. Wieder wegen eines Defekts im Umspannwerk Granadilla. Zwischen 09:43 Uhr bis teilweise nach 15 Uhr waren die rund eine Million Einwohner Teneriffas ohne Strom.

    https://x.com/RedElectricaREE/status...34086061424642

  14. Nach oben    #14
    Gesperrt
    aus Hückeswagen
    549 Beiträge seit 01/2013
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    84
    Das Stromnetz auf Teneriffa war früher noch viel abenteuerlicher. Zwei bis dreimal im Jahr gab es Stromausfälle.

  15. Nach oben    #15

    aus Los Menores
    67 Beiträge seit 07/2018
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    13
    Soviel ich weiß, war vor Jahren nach den Franzosen Klöckner & Humboldt Deutschland maßgeblich für die Elektrisierung und Ausbildung der hiesigen Fachleute zuständig. Dann meinten die spanischen Elektrokonzerne, dass könne man selbst billiger und besser machen.

  16. Nach oben    #16

    aus Asturien
    109 Beiträge seit 04/2019
    Strom war schon immer ein Problem auf Teneriffa, teilweise durch abenteuerliche Verkabelung oder auch Fehler von Endesa.

    Hat sich aber im Laufe der Jahrzehnte meines Aufenthalts dort wesentlich verbessert, früher brauchte es ja nur zwei Regentropfen und man konnte auf einen Stromausfall warten.

  17. Nach oben    #17
    Avatar von Rainer
    57 Jahre alt
    1.938 Beiträge seit 11/2010
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    815

    Energiewende

    Mit den gegebenen Voraussetzungen (Wind und Sonne satt, siehe mein Eingangsbeitrag aus 2011) hätte man hierzulande bereits viel weiter sein können, ja sogar Vorreiter in Sachen erneuerbare Energien. Im aktuellen Energiewende-Plan (PTECan-2030) werden nun abermals eine Reihe von Maßnahmen zur Treibhausgasemissions-Reduzierung auf den Kanarischen Inseln vorgestellt und als erstes Ziel ausgegeben, dass bis zum Jahr 2030 bereits 60 % des Strombedarfs der Kanarischen Inseln aus erneuerbaren Energien gedeckt werden soll. Nicht sehr ambitioniert aber vielleicht realistisch zu erreichen.

    https://www.gobiernodecanarias.org/e...planificacion/

    Erneuerbare Energien stehen theoretisch schon heute ausreichend zur Verfügung und die schrittweise Ablösung fossiler Stromerzeug ist darum unaufhaltbar. Der gesamte Stromverbrauch auf unserem Planeten ließe sich laut TU-Braunschweig mit herkömmlicher Photovoltaik auf einer Fläche von lediglich etwas mehr als 100 Kilometern im Quadrat decken. Dies nur zu Verdeutlichung.

    https://www.dlr.de/tt/Portaldata/41/...ansmission.pdf

  18. Nach oben    #18

    aus Meenz
    173 Beiträge seit 11/2014
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    17
    Was den Strommix angeht, sind Gomera und La Palma wohl am dreckigsten.

    https://www.gomeraforum.de/showthrea...-auf-La-Gomera
    Miniaturansichten angehängter Grafiken Miniaturansichten angehängter Grafiken Zwischenablage01.jpg  

  19. Nach oben    #19

    72 Jahre alt
    128 Beiträge seit 03/2011
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    11
    Aktuelle Stromerzeugung auf Teneriffa, Daten von heute 22.10.2022 - 16 Uhr:

    378 MW erzeugt über Öl
    63,5 MW erzeugt über Sonne
    1,8 MW erzeugt über Windkraft

    Da muss also noch viel passieren.

  20. Nach oben    #20
    Avatar von Rainer
    57 Jahre alt
    1.938 Beiträge seit 11/2010
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    Das stimmt leider. Ein noch deutlicheres Beispiel ist die kleine Kanareninsel El Hierro, die mit ihren Windrädern nachweislich mehr grünen Strom erzeugen könnte als sie verbraucht. Stattdessen erzeugt die Insel, die sich stolz 100 % grüne Energie auf die Fahnen schreiben wollte, mangels ausreichender Stromspeicher weiterhin den meisten Strom mit dreckigen Dieselgeneratoren.

    Auch Teneriffas Anteil am Grünen Strom könnte mit den bereits vorhandenen Wind- und Solarkraftanlagen weit höher sein. Es fehlen entsprechende Zwischenspeicher. Nur deshalb müssen wir die Grundlast und Netzstabilität immer noch durch konventionelle Kraftwerke absichern.

    Die echte Energiewende auf Teneriffa gelingt also nur, wenn man Grünen Strom im großem Stil zwischenspeichern und transportieren kann. Ein konservativer Netzausbau dauert Jahrzehnte. Ich denke darum, dass eine Lösung in der Dezentralisierung des Stromnetzes liegen könnte, zwar auch durch Förderung der Photovoltaik aber unterstützt mit vielen lokalen Zwischenspeichern zur Netzentlastung. Neben bidirektionalen Verbrauchern wie Elektro-Fahrzeugen und Wallboxen braucht es zusätzlich große Zwischenspeicher, wie sie beispielsweise Tesla schon heute in großem Maßstab baut. Da sprechen wir von mehreren Megawattstunden in Seecontainer-Racks. Dieser Markt ist gerade erst im Kommen und solche Großspeicher werden durch Verwertung gebrauchter Elektroauto-Batterien in den kommenden Jahren hoffentlich günstiger werden.

    https://www.tesla.com/es_es/megapack
    https://en.wikipedia.org/wiki/Tesla_Megapack

  21. Nach oben    #21

    72 Jahre alt
    128 Beiträge seit 03/2011
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    11
    Zitat Zitat von Rainer Beitrag anzeigen
    Das stimmt leider. Ein noch deutlicheres Beispiel ist die kleine Kanareninsel El Hierro, die mit ihren Windrädern nachweislich mehr grünen Strom erzeugen könnte als sie verbraucht. Stattdessen erzeugt die Insel, die sich stolz 100 % grüne Energie auf die Fahnen schreiben wollte, mangels ausreichender Stromspeicher weiterhin den meisten Strom mit dreckigen Dieselgeneratoren.
    Das Dilemma mit El Hierro beobachte ich auch schon eine ganze Weile. Sehr Schade, dass man hier bei der Konzeption die Speicherproblematik völlig unterschätzt und schöngerechnet hat. Auf der Insel hätte ich gerne meinen Dacia Spring mit rein grünem Strom geladen.

  22. Nach oben    #22
    Avatar von Rainer
    57 Jahre alt
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    Auf Teneriffa hat der Bau des Untersee-Stromkabels zwischen Teneriffa und La Gomera begonnen. Das Kabel soll bis 2025 fertiggestellt sein, den Strom verteilen und somit die Netze der beiden Inseln stabilisieren.

    https://x.com/CabildoLaGomera/status...18724404084738
    https://www.lagomera.es/noticia/curb...ta-de-la-gomer
    https://www3.gobiernodecanarias.org/...e-y-la-gomera/

  23. Nach oben    #23
    Avatar von Rainer
    57 Jahre alt
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    Zitat Zitat von Rainer Beitrag anzeigen
    Ich hoffe doch stark, hier folgen demnächst entsprechende Investitionen. Ich schätze, das wird in Zukunft auch ein wichtiges Prädikat sein für umweltfreundlichen Tourismus.
    Nur 13 Jahre später weihte Rosa Dávila heute die Solarstromversorgung der Teide-Seilbahn ein...

    https://x.com/EcologicaGobCan/status...72407012946238
    https://x.com/rdavmam/status/1838611182946496972

    Die Teide-Seilbahn ist also fortan 100% solarstrombetrieben. Die Investition von rund zwei Millionen Euro finanzierte der Betreiber mit kleiner Beihilfe der EU zum Großteil selbst. Der Diesel-Generator, der bisher Strom erzeugt hat, bleibt als Reserve für den Einsatz im Bedarfs- oder Notfall erhalten.

  24. Nach oben    #24
    Avatar von Rainer
    57 Jahre alt
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    Insgesamt ist Spanien in Sachen Energiewende auf einem guten Weg und es zahlt sich für die Verbraucher aus. Laut Ministerium für ökologischen Wandel senken die erneuerbaren Energien die Stromrechnungen bereits um 50%. Die ehrgeizigen Pläne der Regierung sehen weitere 50 % Einsparung bis 2030 vor.

    https://x.com/mitecogob/status/1837546081124745388
    Miniaturansichten angehängter Grafiken Miniaturansichten angehängter Grafiken GX7lWS6XcAEIivG.png  
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  25. Nach oben    #25

    63 Jahre alt
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    17
    Zitat Zitat von Rainer Beitrag anzeigen
    Insgesamt ist Spanien in Sachen Energiewende auf einem guten Weg und es zahlt sich für die Verbraucher aus. Laut Ministerium für ökologischen Wandel senken die erneuerbaren Energien die Stromrechnungen bereits um 50%. Die ehrgeizigen Pläne der Regierung sehen weitere 50 % Einsparung bis 2030 vor.

    https://x.com/mitecogob/status/1837546081124745388
    Und trotz viel Sonne auf Teneriffa, man sieht hier kaum Photovoltaik auf den Dächern.

  26. Nach oben    #26
     Unterstützer/in Avatar von abindiesonne
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    Zitat Zitat von Rainer Beitrag anzeigen
    Insgesamt ist Spanien in Sachen Energiewende auf einem guten Weg und es zahlt sich für die Verbraucher aus. Laut Ministerium für ökologischen Wandel senken die erneuerbaren Energien die Stromrechnungen bereits um 50%. Die ehrgeizigen Pläne der Regierung sehen weitere 50 % Einsparung bis 2030 vor.
    Ich vermisse auf Teneriffa den Ehrgeiz, den El Hierro in Sachen nachhaltiger Energiewirtschaft an den Tag gelegt hat. Dort ist seit 2014 die kombinierte Anlage aus Windkraftwerken, Speicherkraftwerk und Meerwasserentsalzungsanlage in Betrieb und liefert in Spitzenzeiten 100% des Energiebedarfs der Insel.

    https://www.goronadelviento.es oder hier dazu noch ein interessanter Bericht:
    https://www.viva-espana.at/gorona-de...ordost-passat/

    Es ist mir schon klar, dass sich Energieerzeugung nicht beliebig skalieren lässt und El Hierro mit ca. 12.500 Einwohnern leichter zu versorgen ist als Teneriffa mit kapp 1 Million Einwohnern. Aber die Voraussetzungen betreffend der Topografie, des Windes, der Sonneneinstrahlung und des Wasserbedarfs ist doch ähnlich. Warum setzt Teneriffa also weiterhin so vehement auf die Verbrennung von Erdöl zur Energiegewinnung?
    Geändert von abindiesonne (28.09.2024 um 13:45 Uhr)

  27. Nach oben    #27
    Avatar von Rainer
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    Zitat Zitat von Mike60 Beitrag anzeigen
    Und trotz viel Sonne auf Teneriffa, man sieht hier kaum Photovoltaik auf den Dächern.
    Auf privaten Dächern noch selten, das stimmt leider. Das liegt m. M. n. hauptursächlich an der Mentalität, die seltener idiologisch geprägt ist (Umweltaspekt, Pioniergeist) und somit eher die finanzielle Amortisierung im Fokus steht. Diese ist hier trotz viel Sonne wegen der günstigen Strompreise nicht unbedingt kürzer als in Deutschland und bis vor gar nicht langer Zeit völlig abwegig gewesen, dank der berüchtigten Sonnensteuer, die inzwischen abgeschafft wurde. Dank sinkender Anschaffungskosten und dem willkommenen Nebeneffekt der Beschattung kommen langsam aber immer mehr Anlagen auf die hiesigen Dächer.

    Es gibt aber im industriellen Maßstab durchaus einige größere Photovoltaik-Parks auf Teneriffa, die zusammen mit den Windparks einen nennenswerten Beitrag im Strommix leisten.

    Zitat Zitat von abindiesonne Beitrag anzeigen
    Ich vermisse auf Teneriffa den Ehrgeiz, den El Hierro in Sachen nachhaltiger Energiewirtschaft an den Tag legt. Dort ist seit 2014 die kombinierte Anlage aus Windkraftwerken, Speicherkraftwerk und Meerwasserentsalzungsanlage in Betrieb und liefert in Spitzenzeiten 100% des Energiebedarfs der Insel.
    In der Realität eher ernüchternd. Im Durchschnitt wird mehr als die Hälfte des Stroms auf El Hierro von Dieselgeneratoren erzeugt. Jetzt in diesem Moment beträgt dieser Anteil sogar über 90 Prozent. Im selben Moment steht Teneriffa mit 23 Prozent Windkraft und 16 Prozent Solarkraft deutlich besser da.

    https://demanda.ree.es/
    Miniaturansichten angehängter Grafiken Miniaturansichten angehängter Grafiken Captura de pantalla 2024-09-28 122955.png   Captura de pantalla 2024-09-28 132302.png  

  28. Nach oben    #28
     Unterstützer/in Avatar von abindiesonne
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    Zitat Zitat von Rainer Beitrag anzeigen
    In der Realität eher ernüchternd. Im Durchschnitt wird mehr als die Hälfte des Stroms auf El Hierro von Dieselgeneratoren erzeugt. Jetzt in diesem Moment beträgt dieser Anteil sogar über 90 Prozent. Im selben Moment steht Teneriffa mit 23 Prozent Windkraft und 16 Prozent Solarkraft deutlich besser da.
    Es wäre natürlich auch möglich einen größeren Zeitraum zu beobachten, anstelle einer Momentaufnahme. Wie in den angefügten Diagrammen ersichtlich, ist die Kurve der regenerativen Energien auf El Hierro schon etwas näher am Gesamtverbrauch als auf Teneriffa. Die eingeblendeten Zahlen sind von ebenso einer Momentaufnahme von 7:15 Uhr. Zumindest die ganze Nacht über, die sonst wegen des fehlenden Photovoltaikanteils eher niedriger ausfällt. Und ich denke durchschnittlich "nur noch" die Hälfte des Stroms aus fossilen Brennstoffen ist deutlich besser als 100%...
    Miniaturansichten angehängter Grafiken Miniaturansichten angehängter Grafiken ElHierro.png   Teneriffa.png  

  29. Nach oben    #29
    Avatar von Rainer
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    Zitat Zitat von abindiesonne Beitrag anzeigen
    Es wäre natürlich auch möglich einen größeren Zeitraum zu beobachten, anstelle einer Momentaufnahme.
    Du kritisiert eine Momentaufnahme und beziehst dich selbst auf eine ebensolche Momentaufnahme. Wenn man in dem Strommonitor der Netzagentur in der akkumulierten Ansicht mal ein paar Wochen zurückblickt, ergibt sich ein differenzierteres Bild, wo El Hierro weit von den gelobten Zielen entfernt liegt.

    https://demanda.ree.es/visiona/canar...ada/2024-09-19

    Auf Teneriffa wird die nötige Grundlast überwiegend durch ein modernes Gaskraftwerk bereitgestellt, dass nach einer aufwendigen Modernisierung als effizient und schadstoffarm gilt. Der Anteil dreckigen Diesels ist hier gering. Er beträgt jetzt im Moment auf El Hierro bedauernswerte 81 und hier auf Teneriffa nur 4 Prozent. Ich möchte nichts schlechtreden aber El Hierro taugt wirklich nicht als Vorzeigebeispiel.

  30. Nach oben    #30
     Unterstützer/in Avatar von abindiesonne
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    Ja, die Realität nach 10 Jahren Betrieb sieht leider nicht ganz so gut aus, wie erwartet. Mir geht es, wie schon geschrieben, um den Ehrgeiz die Insel energieautark zu bekommen. Das haben damals auf El Hierro ein paar Leute innerhalb 20 Jahren Dauer (!) mit viel Engagement "durchgeboxt". Ich sehe momentan keine Kraft, die sich so vehement einsetzt und finde das schade. Wo, wenn nicht auf den Kanaren, wäre die Chance größer, eine komplette, große, bewohnte Insel energieautark "zu betreiben"? Ich denke es wären genügend Ansätze vorhanden. Sonne, Wind, Wellen, Geothermie, Vulkankrater in Form von Staubecken, große Höhenunterschiede auf kurzen Strecken, Brachflächen für Bauvorhaben etc. etc.

  31. Nach oben    #31
    Avatar von Rainer
    57 Jahre alt
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    Ich bin da ganz bei dir. Es gibt noch viel ungenutztes Potenzial für saubere Energie auf den Inseln. Aber ich sehe weniger die Politik in der Pflicht, als dass der Markt das mit entsprechender Verzögerung von selbst regelt. Grüner Strom wird immer günstig und konventioneller immer teurer. Alte Stromkonzerne werden nicht mehr in Schutz genommen, sondern müssen sich dem aussetzen. Somit sollte die Entwicklungsrichtung doch klar sein. Das leidige Thema Grundlast wird durch immer günstiger werdende Speichertechnologien auch bald gelöst. Pumpspeicherbecken eignen sich dafür aber kaum, weil sie viel zu träge gesteuert werden können. Weiter oben hatte ich bereits über Großspeicher berichtet, die künftig durch die Weiterverwendung ausgedienter Autobatterien deutlich günstiger als heute sein werden und die Strominfrastruktur in den kommenden Jahrzehnten komplett verändern. Moderne Autobatteriezellen haben nach 15 Jahren und 300.000 km meistens noch eine Kapazität von über 80 Prozent. Mit daraus günstig hergestellten Großspeichern, die in Millisekunden gesteuert werden können, sind nahezu 100 Prozent Ökostromanteil keine Utopie mehr.

    In mir kommen auch Zweifel auf, wenn ich heute frisch gebaute Parkplätze sehe, die keine Beschattung der Fahrzeuge mit Solarpanelen vorsehen, während so doch ein doppelter Nutzen gegeben wäre. Aber auch hier denke ich, wird es mit der Zeit von selbst eine solche Richtung einschlagen.

  32. Nach oben    #32
     Unterstützer/in Avatar von abindiesonne
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    Zitat Zitat von Rainer Beitrag anzeigen
    Weiter oben hatte ich bereits über Großspeicher berichtet, die künftig durch die Weiterverwendung ausgedienter Autobatterien deutlich günstiger als heute sein werden und die Strominfrastruktur in den kommenden Jahrzehnten komplett verändern. Moderne Autobatteriezellen haben nach 15 Jahren und 300.000 km meistens noch eine Kapazität von über 80 Prozent. Mit daraus günstig hergestellten Großspeichern, die in Millisekunden gesteuert werden können, sind nahezu 100 Prozent Ökostromanteil keine Utopie mehr.
    Ich bin da nicht so zuversichtlich, dass die ausgedienten Autoakkus zu Netzboostern oder Großspeichern verarbeitet werden können. Ich denke, dass die meisten, ausgedienten Autoakkus ihren Weg in die Keller von Einfamilien- und Mehrfamilienhäusern finden werden, um dort, zusammen mit der Photovoltaikanlage auf dem Dach, für autarke Privathäuser zu sorgen. Aber natürlich egal, ob in kommerziellen Großanlagen oder in privater Hand, es wird hoffentlich Ökostrom darin gespeichert werden. :-)

  33. Nach oben    #33
    Avatar von Rainer
    57 Jahre alt
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    815
    Genau, diese fortschreitende Dezentralisierung ist ein wichtiger Faktor in der laufenden Transformation der Energieversorgung. Manches Potenzial lässt sich heute noch schwer abschätzen. Da sich die kritische Anzahl der Lade- und Entladevorgänge technisch immer weiter verschiebt, könnten bidirektionale Hausspeicher und Elektrofahrzeuge überproduzierten Ökostrom speichern und bei Bedarf wieder ins Netz abgeben. Einige Elektrofahrzeuge können mit entsprechender Wallbox schon heute als Puffer für den eigenen Hausstrom benutzt werden. Da man damit Geld sparen/verdienen würde, könnte es schon bald ein Kaufkriterium sein, ob Fahrzeuge und Hausspeicher über Bidirektionalität verfügen. Gleichzeitiger und willkommener Nebeneffekt dieser interessanten Entwicklung wäre außerdem, dass es mit dem bestehenden Leitungsnetz funktionieren würde, weil keine großen Strommengen über weite Strecken transportiert werden müssten.


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